Moore's Law: "Das Leben auf der Erde ist älter als die Erde selbst"
Archiv: Künstlerische Darstellung eines noch jungen Sonnensystems (Illu.). | Bild: NASA
Während "Moore's Law" ursprünglich nur auf besagte Weiterentwicklung der
Mikrochiptechnologie Anwendung fand, stellte sich nach und nach heraus, dass das Prinzip auch auf anderen Feldern gefunden werden kann. So lässt sich durch Übertragung des Gesetzes beispielsweise
auch das erstmalige Erscheinen wissenschaftlicher Publikationen (deren Anzahl sich im Zeitraum von 1960 und 1990 rund alle 15 Jahre in etwa verdoppelte) zu beginn des 18. Jahrhunderts korrekt
ermitteln.
Jetzt haben Alexei Sharov vom National Institute on Ageing in Baltimore und Richard Gordon vom Gulf Specimen Marine Laboratory in Florida
das Prinzip auf die Entwicklungsrate der Komplexität des irdischen Leben angewandt, mit der sich das Leben von Prokaryoten (zelluläre Lebewesen ohne Zellkern) über Eukaryoten (Lebewesen mit
Zellkern) bis hin zu komplexen Lebensformen wie Würmern, Fischen und schlussendlich den Säugetieren entwickelt hat.
Schaubild der Entwicklung des Lebens im Vergleich zur Entstehung der Erde (Mittelachse). | Copyright/Quelle: Sharov u. Gordon,
arxiv.org
Da sich auch diese Entwicklung exponentiell und damit erstaunlich ähnlich dem Mooreschen Gesetz verhält - auch wenn die Verdopplungsrate nicht wenige Jahre sondern 376 Millionen Jahre beträgt -
haben die Genetiker auch hier rückwärts gerechnet, um so den genauen Entstehungspunkt des Lebens zu datieren.
Laut Sharov und Gordon, die ihre Studie vorab auf "arXiv.org" veröffentlicht haben, ist die Beweislage ebenso eindeutig wie verwirrend: "Die lineare Regression der genetischen Komplexität bis auf
ein einziges Basenpaar rückwärts extrapoliert legt den Ursprung des Lebens vor 9,7 (± 2,5) Milliarden Jahren Jahre".
Diese Erkenntnis stellt die Wissenschaft nun jedoch vor ein Paradoxon - ist die Erde selbst doch erst gerade einmal rund 4,5 Milliarden Jahre alt.
"Das weckt eine ganze Reihe von Fragen", kommentiert der "The Physics arXiv Blog" (technologyreview.com/contributor/the-physics-arxiv-blog), "nicht zuletzt jene danach, wie und wo das Leben
seinen Anfang nahm."
Natürlich gäbe es viele Punkte der Analyse, die diskutiert werden könnten, nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl von Feinheiten innerhalb der Biologie, die bis heute noch nicht vollständig
verstanden und bekannt sind. Auch erscheine die Vorstellung fraglich, dass die Komplexität des Lebens zugenommen während der ganzen Erdgeschichte immer nur mit der gleichen Rate zugenommen habe,
wenn beispielsweise die frühen Entwicklungsschritte der Entstehung des Lebens sehr viel schneller Komplexität hervorgebracht haben könnten, als dies heute der Fall ist.
Sharov und Gorden hingegen lehnen derartige "Wenn-Dann-Argumente" ab und vergleichen diese mit den argumentativen Bemühungen etwa von Kreationisten, die die Entstehung und Entwicklung des Lebens
unbedingt in den Rahmen der biblischen Schöpfungsgeschichte zwängen wollen.
Somit lassen sich denn auch die ArXiv-Blog-Kommentatoren "für den Moment auf die Vorstellung ein, dass die Jungs recht haben könnten" und hinterfragen die Auswirkungen einer solchen
Idee.
"Die Autoren selbst behaupten, es gäbe gute Beweise dafür, dass bakterielle Sporen selbst nach Jahrmillionen - beispielsweise eingefroren im Eis - wieder zum Leben erweckt werden können. Zudem
verweisen sie auf die Überzeugung einiger Astronomen, dass unsere Sonne selbst aus den Überresten eines früheren Sterns hervorgegangen ist. Vor diesem Hintergrund wäre es also keine wirkliche
Überraschung, wenn Leben aus dieser Periode in Gas, Staub und Eiswolken überdauert hätte. Folgt man dieser Vorstellung, so könnte das Leben auf der Erde also eine Fortführung eines Prozesses
sein, der schon viele Milliarden Jahr im Umfeld des Vorgängers unserer Sonne begonnen hat."
Für die beiden Autoren der Studie erklärt ihre Interpretation der Daten zugleich auch das sogenannte Fermi-Paradoxon, das die Frage aufwirft, warum wir (angeblich) nicht schon längst handfeste
Beweise für intelligentes Außerirdisches Leben gefunden haben, wenn das Universum doch angeblich nur so davon wimmeln soll: "Wenn das Leben also 10 Milliarden Jahre benötigt, um sich zu einer
Komplexität, die mit der menschlichen Zivilisation vergleichbar ist, zu entwickeln, so könnten wir mit zu den ersten intelligenten Zivilisationen überhaupt in unserer Galaxis
zählen."
- Die Originalstudie finden Sie HIER
grenzwissenschaft-aktuell.de
Quelle: arxiv.org
Quelle: http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.de/2013/04/moores-law-das-leben-auf-der-erde-ist.html